In den 1930er Jahren gab es u. a. die Idee, in der Architektur platzsparende Materialien einzusetzen. Auf der Pariser Weltausstellung 1937 wurde im Pavillon der „Union des Artistes Modernes“ u. a. Sitzmöbel aus Metall ausgestellt und laut darüber nachgedacht, für den Wohnungsbau Wände aus Metall herzustellen.
Einen Treppenaufgang in diesem Pavillon haben die Architekten G. H. Pingusson, F.-Ph. Jourdain und A. Louis aus Paris bauen lassen – natürlich mit platzsparenden Materialien. Es dürfte eines der ersten Einholmtreppen in Metall gewesen sein.
Universität Freiburg, Schweiz
Die seit 1582 bestehende Kollegium Sankt Michael wurde in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach erweitert. Nach einem Entwurf von Denis Honegger, ein Schüler von Le Corbusier, wurde 1941 das Hauptgebäude, die Miséricorde (Barmherzigkeit), erbaut.
Die Treppenaufgänge zum heutigen denkmalgeschützten Hauptgebäude führen zu einer Terrasse (9,21 m x 9,82 m), die wiederum der Vorhof zur Eingangshalle ist.
Geschäfts- und Werkstättengebäude der Städtischen Werke Nürnberg
Mit den Kenntnissen der Bauhausbewegung waren in den 1950er Jahren Konstruktionen, die statisch aufs Äußerste ausgereizt waren, sehr begehrt. Durch diese offene Bauart sind die Stufen an den Kanten sichtbar, was ein neues Raumgefühl der Freiheit ergibt und nicht mehr der Strenge, wie dies bei Wangen der Fall war. Ein Geländer mit aus dünnen schräggestellten Stahlstäben verstärkt diese Empfindung noch.
Industriebürohaus in Brüssel
Ende der 1950er Jahre haben die holzverarbeitende Treppenbauer die ersten Versuche unternommen, Holme und Wangen in gebogener Form herzustellen. Von den Materialien wurde alles verwendet, was sich biegen ließ, wie Hartfaser, Sperrholz und Furniere. Zwei Jahrzehnte später haben sich Furniere durchgesetzt, die in allen Dicken hergestellt wurden, so dass sie sich auf den entsprechenden Radius biegen lassen. Die chemische Industrie hatte in der Zwischenzeit ihre Leime verbessert.
Die Stufen sitzen auf Holzknaggen und sind mit Holzdübel aufgeleimt. Flachstähle stützen die Stufen zusätzlich vor dem Kippen.
Hotel in Brüssel
Die Stufen liegen auf Holzknaggen mit Stahltraversen als Unterstützung. Das Geländer bestehend aus Stahlrohre 25/25 mm einem Flachstahl mit einem Mipolam Handlauf.
Gewundene Treppe von Willibald Mannes, Oberkochen
Der Holm ist im Boden und Decke eingespannt, die Stufen sind mit mehreren Holzdübel mit dem Holm verleimt. Die Geländerfüllung besteht aus 5 mm dickem Stahlblech, das zu dieser Zeit mit einem Schneidbrenner ausgeschnitten, anschließend gespachtelt und weiß lackiert wurde.
Gerade Treppe mit eigespanten Trittstufen
Ein Kastenbalken, in den die Stufen mit größtmöglicher Passgenauigkeit eingefügt wurden, bildet den Holm. Das Holz der Stufen muss sich im getrocknetem Zustand befinden, dass ein Schwinden in eingebautem Zustand unmöglich wird. Die eingeschobenen Stufen lagern mit dem hinteren unteren Bereich auf dem Holm. Die Gefahr des Abkippens bannt eine obere Klaue. Der Holm ist am unteren und oberen Ende in die Decke eingebunden. In dem schlauchartigen Flur, 165 cm breit, wirkt eine leicht wirkende Bauweise vorteilhaft. Material Eschenholz, Bauzeit 1980.
Gewundene Einholmtreppe mit einer Belastungsprobe
Die gewundene Einholmtreppe in Eichenholz steht in einem Fachmarkt für Massivholz und Holzprodukte. Das Büro- und Ausstellungsgebäude wurde neu errichtet und musste gemäß den Brandschutzauflagen in Beton hergestellt werden. Dies gilt auch für die baurechtlich notwendigen Fluchttreppen.
Der Bauherr, der dem Werkstoff Holz sehr verbunden ist, wollte aber unbedingt eine repräsentative Holztreppe für seinen Neubau. Er konnte den Behörden gegenüber diese Treppe als ein Kunstwerk deklarieren und so ging für ihn sein Traum in Erfüllung.
Für den Treppenhersteller Ulrich John aus Dortmund wurde diese Treppe zu einem besonderen Projekt, welches er in enger Zusammenarbeit mit dem Büro für Baustatik Uhlir & Jansen realisierte. Wie wichtig neben aller handwerklicher Erfahrung eine statische Berechnung als Grundlage für die Ausführung ist, zeigt das Gruppenfoto der Belegschaft des Unternehmens mit 65 Personen auf der Treppe. Eine Nachberechnung der Lastannahmen ergab, dass noch eine ausreichende Sicherheit vorhanden ist.
Gemäß DIN 1055
Ob ein bestimmtes Treppensystem und die ausgewählten Materialien geeignet oder ungeeignet für bestimmte Aufgaben sind, richtet sich auch nach den zu erwartenden Belastungen aus dem laufendem Betrieb des Gebäudes. So unterscheiden sich die Anforderungen an eine Wohnhaustreppe deutlich von einer Treppe in einer Fabrikhalle oder im öffentlichen Außenraum. Generell lassen sich folgende Verkehrslasten für Treppen hinsichtlich ihrer Nutzung ansetzen:
- In Wohngebäuden 1,5 kN als Einzellast und 3,5 kN/m² Flächenlast
- In öffentlichen Gebäuden 2,0 kN Einzellast und 5,0 kN/m² Flächenlast
Die Grundfläche der Treppe sind 15 m² x 500 kg/m² = 7500 kg gesamte Verkehrslast
Die Eichenholztreppe hat ein Steigungsverhältnis 18,5/28 cm, Treppenbreite von 1,65 m. Der Holm besteht aus schichtverleimten Eichenholzfurnieren. Holmdicke 30 cm, Besteckmaß (Höhe) 50 cm, Stufendicke 9 cm, Die Stufen sind verdeckt gedübelt und verschraubt.
Außentreppe, mit der zwei um einen Patio angeordnete Ebenen erschlossen werden
Eine Außentreppe in einem Innenhof, der von zwei Gebäuden umgeben ist.
Das Bild ist entnommen: Treppen José Manuel Ordás, Prof. für Konstruktionslehre Spanien
Literatur:
Treppen in Holz, Bruderverlag Karlsruhe, 1965
Treppen, Franz Schuster, Stuttgart 1949
Die Geschichte der deutschen Treppen, Friedrich Mielke, Berlin München 1966
Schöne Treppen, Willibald Mannes, Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1985
Neue Wege im Treppenbau, Wolfgang Diehl, Karlsruhe 1995
Verfasser: Wolfgang Diehl 2016