Hallstatt, Österreich, Salzbergwerk hölzerne Treppe
Bauzeit:1344 v.Z.
Material: Fichte- und Tannenholz
Ein sensationeller Fund bot sich 2003 im Salzbergwergwerk Hallstatt in 100 m Tiefe. Eine weitgehend erhaltene hölzerne Treppe liegt im „Alten Grubenoffen des Christian- Tusch- Werkes“. Die dendrochronologischen Untersuchungen weisen auf die Bronzezeit, genau 1344 und 1343 v.Z. Die Hallstätter Stiege ist die älteste aller bisher bekannten Holztreppen unserer Welt. Sie wurde vermutlich bis 1245 v.Z. genutzt.
Sensationell ist die Bauweise. Während eine Leiter für jede Neigung brauchbar ist, verlangt eine Treppe nach horizontalem Auftritte. Das heißt, jede Treppe muss für einen bestimmten Neigungswinkel gebaut werden. Nachträgliche Änderungen sind ausgeschlossen. In einem Bergwerk aber sind die Stollen nicht immer eben, oft unterschiedlich abschüssig. Wenn die Treppe außerhalb des Bergwerks im Freien hergestellt wird, sind die Verbindungen zu den Schächten kaum kalkulierbar. Um alle möglichen Neigungen zu berücksichtigen, erfanden die Fachleute der Bronzezeit eine Konstruktion mit Trittstufen, die sich an den Enden um zwei Zapfen bewegen lassen. Je nach der örtlichen Situation können sie horizontal ausgerichtet und durch eingeschobene Zwischenbretter fixiert werden. Seitlich wird die Konstruktion durch Rundhölzer von 20-35 cm Ø in einem Abstand von 120 cm eingefasst. Sie entsprechen den Holmen bei Leitern und Wangen an späteren Treppen. Die Rundhölzer wurden der Länge nach mit einer 6 cm breiten und 8 cm tiefen Nut geschlitzt. In sie sind die Zapfen der Trittstufen eingesetzt. Da die Steigung variabel bleiben soll, sind punktuelle fixierte Zapfenlöcher inopportun, Nute nutzen hier besser. Aus dem selben Grund konnten auch die Zwischenbretter nur am Ort eingepasst werden. Damit die Zapfenkonstruktion funktionsfähig bleibt und die Konstruktion nicht auseinanderfällt, sind zweiseitig abgeflachte Rundstangen eingefügt, die als Zuganker wirken. Man hat sie durch Löcher in den seitlichen Rundholzern gesteckt. Wie ein Nagel besitzen sie an ihren Enden einen Kopf und sind anderen Ende mit Keilen gesichert.
Die Bauweise verblüfft. Sie verrät ein Maß an technischem Knowhow, das ausgereifter ist, als es die handwerklichen Möglichkeiten der Bronzezeit zu erlauben scheinen. Die Konstruktion wurde perfekt durchdacht. Angesichts der damaligen Werkzeuge bleibt die Ausführung bewunderungswürdig.
Diese Art von Behausungen sind in Moorböden am Bodensee, im Federseemoor Oberschwaben und an der Nordsee gefunden worden
Bis die Treppe ein Statussymbol von Kunst und Wohlstand wurde, hatte sie einen langen Weg zurückzulegen. Von etwa 3000 v.Z. liegen Zahlreiche Ausgrabungsergebnisse vor, dass die Menschen ansässig wurden, mancher Orts auch früher, somit war eine dauerhafte Behausung von Nöten. Es entwickelte sich eine Handwerkskunst. Unteranderen eine Steigehilfe, bestehen aus einem Baumstamm in diesen stufenartige Kerben eingeschlagen wurden auf denen man in einer Schräglage steigen konnte.
Ein zweiter Typ von Steigehilfe, die „Sprossenlader“ (Sprossenleiter). Die Sprossenleiter bestand aus zwei dünnen Bäumchen, an die Sprossen gebunden oder auch später eingebohrt wurden. Diese Steighilfen hatten den Vorteil, dass sie bei Gefahr eingezogen werden konnten.
Der Steigebaum ist bis heute eine notwendige Steigehilfe im Königreich Mustang (Nepal). Die 7500 Einwohner dieses Landes wohnen zum größten Teil in Fluss nähe. Bild links, der Besitzer freut sich auf seinem gut ausgearbeiteten Steigebaum fotografiert zu werden. Bild Mitte: eine sehr einfache Ausführung, aber nicht die einzigste in diesem Ort. Bild rechts ein weiterer Steigbaum. Aufnahme Sabrina Diehl 2005
In Papua-Neuguinea Irian Jaya gibt es ein einheimisches Volk, das von jeher in Baumhäusern lebt. Zum einen hat dies ganz sachliche Gründe, wie den Schutz vor Raubtieren und Insekten, die in Bodennähe leben, sowie vor Feinden. Bei Gefahr wird der Steigebaum eingezogen. Dieses Volk kann man als Waldnomaden bezeichnen, sie leben überwiegend im sumpfigen Teil von Neuguinea, bevorzugt an Ufern von kleinen Flüssen.
1994 unternahm mein Bruder eine Exkursion durch dieses Gebiet. Bei dem Versuch seines Freundes über den Steigebaum in das Haus zu gelangen wurde er sehr „unsanft zurückgehalten“.
Diese Steigebäume werden nicht nur von Männer genutzt, auch die Familien angehörigen z.B. Mutter mit Kind und Nahrungsmittel müssen nach oben.
Auch die Kinder gewöhnen sich schnell an diese Steigehilfe
Foto: Karl-Heinz Diehl
Literatur:
Friedrich Mielke Scalalogia XX Konstein 2011
Friedrich Mielke, Handbuch der Treppenkunde, Verlag Th. Schäfer 1993
Manfred Gerner, Fachwerk, Deutsche Verlags-Anstalt 1979
Verfasser: Wolfgang Diehl 2016