Spanische Treppe,
Rom
Architekt: Francesco de Sanctis (1693-1740)
Bauzeit: 1723 – 1726
Zu überwindende Höhe: ~ 20 m
Stufen: 135
Material: Travertin
Steigungsverhältnis: ~ 15/42 cm
Untertritt: 8 cm
Der Name „Spanische Treppe“.
Die spanische Botschaft beim Heiligen Stuhl hatte Gegenüber des Treppenantrittes ihren Sitz. Der Platz vor der Botschaft war spanisches Hoheitsgebiet.
Der französische König Karl VIII. lies 1495 die Kirche Santissima Trinita dei Monti bauen. Somit war der französische König Repräsentant der Kirche.
Eine Verbindung zu dem 20 m tiefer gelegenen Platz war zunächst nur über einen Serpentinenpfad gegeben. Die Landfläche zw. der Kirche und dem Platz gehörte dem Vatikan, wodurch ein Jahrzehnte andauernden Streit über die Ausgestaltung der Treppenanlage entstand. Der König wollte die Repräsentanz seines Landes in Rom, der Papst wollte die Himmelstreppe vor einer christlichen Kirche. Der Abt des Klosters engagierte sich für Frankreich. Inzwischen kam eine weitere Figur ins Spiel. Der französische Botschafter in Rom Herr Etienne Gueffier. 1655 zu seinem 82. Geburtstag bestimmte er in seinem Testament eine bestimmte Summe für den Bau der Treppe. Bei der Grundsteinlegung am 25. Nov. 1723 standen 50.000 Scudi zur Verfügung. In der Zwischenzeit lagen 20 Entwürfe vor, somit kam es zur Endphase der über 144 Jahre, von 1582 bis 1726 hingezogene Baugeschichte. Der Baumeister Sanctis der bisher nichts Bemerkenswertes geschaffen hatte bekam den Zuschlag. Mit einer ausgefeilten Zahlensymbolik konnte er überzeugen.
Die Kirche Santissima Trinità dei Monti ist, der Name sagt es, die Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Deshalb wurde die Zahl drei Grundlage des Stufensystems. In ganzer Breite beginnt der Aufstieg mit drei autonomen, im Mittelteil konvexen Stufen. Durch die mittlere Rundung werden alle drei Stufen wiederum dreigeteilt. Die folgenden Stufen sind in Gruppen von 4 x 3 = 12 Stufen geordnet. Die 12 ist wiederum eine symbolträchtige Zahl, begründet durch die babylonische Astronomie und die Jahresteilung, geheiligt durch die Jünger Jesu und die Stämme Israels. Insgesamt sind es 135 Stufen (3 + 11 x 12), die sich bequem steigen lassen. Die Steigungen sind in den einzelnen Armen unterschiedlich, sie reichen von 12 bis 16 cm und haben Auftritte zwischen 45 und 57 cm.
Die spanische Treppe ist nicht eigentlich Verkehrsraum, sie ist Stadtraum, ein Ort des Aufenthalts, des Niederlassens, Erlebens, des Handels, der Selbstdarstellung, der Kontaktsuche, der Rast, der Erholung, ist Markt, der lustvoll anbietet, der verführt, der aufnimmt und einbezieht – ist ein immer wechselndes grandioses Schauspiel auf der Raumbühne Roms.
Potemkinsche Treppe,
Ukraine, Odessa
Die große Freitreppe, die vom Hafen in die Wohngebiete führt, wurde benannt nach dem ersten Gouverneur von Odessa. Herzog de Richelieu, er baute diese von 1837 – 1841, im Zusammenhang mit einer 1830 begonnenen Umgestaltung der Stadt. Die großzügige Anlage erhielt den Namen „Boulevardtreppe“. Seit 1955 heißt sie „Potemkin-Treppe“.
Im Laufe der Jahre, hatten Abrieb und Bodenverwerfungen der Sandsteintreppe sehr zugesetzt. Daher wurden 1933 die Tritt- und Setzstufen durch Granit ersetzt und die Podeste mit Asphalt überzogen. 2017 fand eine Generalsanierung statt, bei der die Podeste und die Stufen mit Granit neu belegt wurden.
Betrachtet man diese Treppe, entsteht eine optische Täuschung. Steht man am Hafen und blickt der Treppe hinauf zur Stadt, wirkt die Treppe unten breit und einladend, die Stadt auf der Anhöhe dem Himmel nahe. Unterstrichen wird diese Wirkung durch den beidseitigen Sockelabschluss.
Bauzeit: 1837-1841
Stufen- und Podesterneuerung: 1933+2017
Material: Granit
Stufen: 192
Steigung: 12,7 – 14 cm
Auftritt: 36,5 – 38 cm
Stufendicke: 9,5 cm
Untertritt: 3 cm
Podesttiefe: 6,00 – 6.45 m
Treppenbreite: Antritt 21.70 m
Treppenbreite: Austritt 12,60 m
- Treppenarm: 13 Stufen
2.Treppenarm: 19 Stufen
3.-10. Treppenarm: 20 Stufen
Sockelbreite rechts und links: 2.20 m
Steht man am oberen Ende der Treppe und blickt zum Hafen hin, erscheint die Treppe oben und unten gleich breit. Aus dieser Blickrichtung werden die Podeste wahrgenommen.
Bei einer Blickrichtung von unten nach oben fallen zuerst die Stufen ins Auge. Auf dem dargestellten Treppengrundriss ist erkennbar, dass sich die Treppenbreite nach oben um 2 Grad verschlankt.
Gartentreppen
In der Renaissance, zu Beginn des 16. Jh. begann man in Italien sich der Gartenarchitektur zu widmen. Durch die Verbindung mit der Terrasse trat die Architektur in den Garten hinaus und schloss sich. Das Haus bildete zusammen, mit der Terrasse und dem Garten eine künstlerische Einheit.
In der zweiten Hälfte des 17. Jh. nach dem Dreißigjährigen Krieg befasste man sich in Deutschland mit der Nachahmung italienischer Gartenterrassen. Seitdem bezog die künstlerische Konzeption des Hauses auch die dazugehörige Umgebung mit ein.
Die Treppenanlagen konnten sich in dem Freiraum vor dem Gebäude entfalten. Hier sind in der Regel keine konstruktiven Rücksichten zu nehmen, die das Bauprogramm der Treppen einengen könnten. In den Parks vermögender Bauherrn gab es genügend Platz, um vor dem Haus weitreichende Freitreppen anzulegen.
Schloss Troja, Prag
Im Jahr 1679 beauftragte Graf Václav Vojtěch ze Šternberka, dem im Dienste der Habsburger eine bemerkenswerte Karriere gelang, den französischen Architekten Jean Baptiste Mathey mit dem Bau seines Schlosses. Inspiriert durch einen Aufenthalt in Italien fertigte Mathey einen Plan zu einem prachtvollen Barockschloss an.
Eine Freitreppe mit elliptischem Grundriss war zu dieser Zeit neu und nicht nur die Typologie, sondern auch die Ausschmückung mitFiguren sind jetzt noch äußerst bemerkenswert. Die Skulpturen auf dem Innen- und Außengeländer, stellen den Kampf der antiken Göttern mit den Titanen, Allegorien dar, die die Erdteile und die Tages- und Jahreszeiten darstellen. Sie stammen aus der Werkstatt des Dresdner Künstlers Georg Heermann und seinem Neffen Paul.
Bauherr: Graf Wenzel Adalbert von Sternberg (1640-1708)
Architekt: Jean Baptiste Mathey ~ (1630 – 1695); Baumeister: Silvestro Carlone (1610 – 1671), Bildhauer: Johann Brokoff (1686 – 1721)
Ferdinand Maximilian Brokoff (1688 – 1731)
Hans Georg Heermann (zw. 1640/1650 – ~ 1700 Paul Heermann (1673 – 1732) Bauz.: 1685 – 1703
Die aus Sandstein bestehende Treppe hat zwei Treppenläufe mit einem Antrittsarm von 18 Stufen, einem Zwischenpodest und 13 weitere Stufen.
Die Steigung beträgt 16,5 cm, der Auftritt innen 28 cm, der Auftritt außen 49 cm, die Laufbreite 266 cm, und das Geländer ist 112 cm. hoch.
Das Steigeverhalten: Es wurden 9 Personen befragt, ob sie gefühlsmäßig lieber die linke oder die rechte Treppe auf- oder absteigen:
5 entschieden sich für die rechte Treppe,
4 für die linke Treppe,
1 Person war Linkshänder und stieg mit Vorliebe die linke Seite auf und ab.
Mobilere Personen nutzen die innere Treppenseite zum Besteigen.
Schloss Solitude, Stuttgart
Herzog Carl Eugen von Württemberg (*1728-†1793) reg. 1737-1793 lies das Schloss Solitude (Einsamkeit) 1763 – 1769 von Johann Friedrich Weyhing und Philippe de La Guêpiẻre als eingeschossige Jagd- und Repräsentationsschloss bauen.
Carl Eugen verzichtete in dem Gebäude das man auch als Sommerschloss bezeichnen könnte, auf Innentreppen. Von Schloss Solitude ließ der Fürst eine schnurgerade Straße (Solitudeallee) von 13 km zum Residenzschloss Ludwigsburg bauen. Da der Bauherr jedoch über seine Verhältnisse lebte, musste die Hofhaltung 1775 einstellen.
Ein Treppenarm besteht aus zwei Läufen von 17 + 14 Stufen und einem Podest von 210 cm. Die Laufbreite beträgt 440 cm.
Schloss Sanssouci, Potsdam
König Friedrich II. von Preußen, bestand bei der Anlage seines Schlösschens Sanssouci (ohne Sorge) (1745-1747) hartnäckig auf Ebenerdigkeit des Gebäudes. Jedoch, verzichtete er nicht darauf, einen langen geraden Treppenaufstieg durch den terrassierten Weinberg zu führen. Baukörper und Treppe sind durch eine Terrasse vom Schloss getrennt.
Freitreppen sind eine prunkvolle Demonstration der Eigenliebe, des fürstlichen Anspruchs und des künstlerischen Verständnis ihrer Bauherren. Sie sollen für den Besucher ein beachtenswertes Bauwerk, einladend, herrschaftlich und monumental sein.
In der zweiten Hälfte des 18. Jh. zeichnete sich die Tendenz ab, Treppenführungen vom Gebäude loszulösen.
Architekt: Georg Wenzeslaus von Knobels-dorff (1699-1753)
Die 6 Treppen verfügen über je 22 Stufen. Mit einem Steigungsverhältnis von 12/36 cm ist die Treppe gut zu steigen.
Orangerie, Fulda
Die Doppelkegeltreppe ist eine Kombination von konvexen und konkaven Stufen mit einem runden Podest in der Mitte. Donato Bramante, ital. Baumeister und Begründer der italienischen Hochrenaissance, suchte eine Lösung, wie man eine gerade Längsachse mit einem extravaganten Objekt unterbrechen könnte. Die meist angewandten Objekte waren bisher Springbrunnen mit Fontänen. Bramante aber entschied sich 1510 für eine Doppelwendeltreppe, die er für den Belvederehof im Vatikan baute.
In der Barockzeit wurden nicht nur prachtvolle Schlösser in Deutschland gebaut, sondern auch der Anspruch an geschmackvolle Gartengestaltung stieg. Zugleich legte man Wert auf bequeme, ausladende und repräsentative Treppen zum Garten hin. Es war auch die Zeit der Orangerien in den Fürstenhöfen. Adlige erwarben Sammlungen verschiedenster Orangen- und Zitrusbäume und präsentieren sie in den Garten. Allerdings war das Klima in Mitteleuropa nicht dazu geeignet, die frost- und kälteempfindlichen Pflanzen im Freien schadlos durch den Winter zu bringen. Pflanzkübel boten die Möglichkeit der Überwinterung in extra dafür gebauten, teils prächtigen Palästen, den Orangerien.
Für die Orangerie in Fulda entschloss sich der Architekt M. v. Welsch zu einem elliptischen Grundriss, um die Orangerie im Hintergrund besser wirken zu lassen.
Bauherr: Konstantin von Buttlar ( 1679 – 1726), Fürstenstab von Fulda (1714 – 1726)
Baumeister: M.v.Welch 1722 – 1729
Bauzeit: 1725
Treppenbreite: 12 m
Treppentiefe: 8,40 m
Antrittslauf: 10 Stufen
Austrittslauf: 10 Stufen
Mittleres Plateau: 1,20/ 5,05 m
Steigungsverhältnis: 17/40 cm
Stufenprofil: Wulst mit unterlegter Kehle
Im Mittelpunkt des Podestes mit Sichtweite zur Orangerie steht ein beliebtes Wahrzeichen Fuldas: die Floravase. Die 6,80 Meter große Skulptur wurde 1728 aus einem Stein gehauen. Sie zeigt Flora, die Göttin des Frühlings und der Blumen. Die Lilie in ihrer Hand erinnert an den Auftraggeber der Floravase, Fürstabt Adalbert von Dalberg.