Bei Abriebmessungen an Treppenstufen aus der Jahrhundertwende haben ergeben, dass sich Eichenholz, das zu dieser Zeit überwiegend in Bürgerhäusern verbaut wurde, ca. 1 mm in 10 Jahren abtritt. Das heißt, in Häusern die mit 4-5 Wohnparteien belegt sind, findet sich nach ca. 100 Jahren ein Abrieb von ca. 10 mm. Diese Feststellung, und erst recht die besondere Strapazierfähigkeit des Eichenholzes bringt die Erkenntnis, dass es kaum einen zweiten Werkstoff mit einer solchen Robustheit und trotzdem angenehmer Ausstrahlung gibt. Leider wird oft durch unsachgemäße Behandlung die Oberfläche des Holzes verunstaltet.
Eine Richtlinie herauszugeben, wann Stufen aufgesohlt werden sollten ist schwierig. Sehr vorsichtige Personen lassen die Stufen bei einer Tiefe von 5 mm aufsohlen. Bei einem normalen Steigungsverhältnis kann mit 7-8 mm tiefem Abrieb noch eine ausreichende Trittsicherheit gewährleistet sein. In der Regel werden bei Treppenanlagen über 4-5 Etagen, ist die erste Treppe am zum teil noch Schmutz an den Schuhen mit sich tragen und auch diese Treppe von allen Bewohnern bestiegen wird. Die zweite Treppe ist weniger ausgetreten. Bei steilen Treppen ist die Vorderkante stärker abgetreten, es ist in diesem Fall ausreichend, wenn Leisten eingesetzt werden.
Abstemmen
In der Praxis ist das Abstemmen der Stufen mit dem Stemmeisen gegenüber anderen Methoden zu bevorzugen, da durch den in der Oberfläche eingetretenen Schmutz das Werkzeug sehr schnell stumpf wird. Um das Stemmen zu erleichtern kann mit einer Kreissäge mehrfach das Holz eingeschnitten werden. Holz wird im zunehmenden Alter sehr hart.
Die neuen Sohlstücke müssen der Luftfeuchte des Treppenhauses angepasst sein, um ein Quellen oder Schwinden auszuschließen. Die Sohlen leimt man mit Weißleim oder PU Kleber auf.
Die Dielen müssen anschließend beschwert werden. Am Überstand der Stufen können außerdem Schraubzwingen befestigt werden.
Normalerweise bearbeitet der Handwerker die Stufen beim Antritt beginnend von unten nach oben. Dabei kniet oder sitzt er auf den frisch geleimten Stufen, um an der nächsten weiterzuarbeiten. So wird der Pressdruck erzeugt, um die Leimverbindung zu festigen.
Sollten Fugen entstehen, kann man diese mit Schleifstaub und einem Bindemittel ausspachteln. Wird lediglich die Vorderkante abgenommen, kann man das mit einer Oberfräse durchführen.
Schleifen
Bei Treppen in Mehrfamilienhäusern, die nachträglich mit DD-Lack versiegelt werden sollen, können die Stufen mit einer kleinen Parkettschleifmaschine geschliffen werden. Sind alte Lackreste vorhanden, ist mit einer Schleifpapierabstufung von 24er Körnung, dann 40er, dann 80er und schließlich 150er Körnung vorzugehen, um einen Feinschliff zu erhalten. Für kleinere Ecken empfiehlt sich die Bearbeitung mit Spezialschleifmaschinen oder einer Eckenziehklinge.
Oberflächenbehandlung
Kann mit Öl vorgenommen werden, in diesem Fall sollte man sich bei einem Fachhandel beraten lassen um das richtige Material einzusetzen, es gibt Öle die im Laufe der Zeit verhärten.
Oberflächenbehandlung mit DD Lacke
Die Grundierung ist sehr wichtig. Falls noch Wachsreste an der Oberfläche haften, werden sie durch die Grundierung isoliert und können somit nicht den Lack abheben. Eine mindestens dreifache Versiegelung ist erforderlich. Der Lack trägt zu einer optischen Aufwertung des Holzes bei und führt zu einer erheblichen Pflegeerleichterung. Es sollte nicht vergessen werden, dass der Lack in einem Mehrfamilienhaus 4-8 Jahre dem Abrieb des Schuhwerkes widersteht. Sollte die Versiegelung beschädigt werden, ist dies Schutzschicht unverzüglich auszubessern. Wird diese Pflege des Holzschutzes versäumt, entstehen dunkle, hässliche Flecken auf dem Holz. Bei ihrer Beseitigung muss so tief abgeschliffen werden, dass die helle Holzfläche zum Vorschein kommt. Dadurch geht mehr Substanz verloren als bei Stufen, die man von vornherein gänzlich unbehandelt lässt.
Aufgesohlte Treppenstufen
Das Aufdoppeln von Stufen
Wie wir aus den Abriebmessungen erkennen konnten, weist massives Hartholz sehr gute Eigenschaften in der Verwendung als Stufenbelag auf. Zum Aufdoppeln ausgetretener Stufen hat sich eine Holzstärke von ca. 2 cm bewährt. Diese Methode sollte bei Treppen Anwendung finden, die keinen historischen Wert darstellen. Sobald die Stufenvorderkante entfernt ist, läßt sich über Alter und Herkunft der Treppe nur noch wenig sagen. Auch der Stil des Bauwerkes ist dadurch weitgehend zerstört.
Bei dieser Aufdopplung wurde die Stufenvorderkante abgeschnitten
Das Aufdoppeln hat zur Folge, daß die Stufenhöhe sich verändert. Die Steigung der ersten Stufe nimmt um 2 cm zu. Die Zwischen- und Austrittspodeste müssen ebenfalls aufgedoppelt werden. Anschlüsse an Eingangstüren erhalten eine Differenz.
Die Ausführung
Die Stufen sollten stramm zwischen den Wangen sitzen, so daß keine Spachtelmasse zwischen den Anschlüssen erforderlich ist. Das Aufmessen kann mit Papierschablonen oder Schmiegen vorgenommen werden. Eine an der Stufenvorderkante aufgeleimte Leiste dient der Stabilität, überbrückt Unebenheiten der ausgetretenen Stufe und verdeckt die alte Stufenkante.
Die vorhandene Vorderkante sollte bei Treppen mit Wangen um 2 cm abgenommen werden, da sonst eine überproportionale Stufenüberschneidung entsteht und das Verhältnis des Wangenbesteckmaßes nicht ausgewogen ist.
Aufgearbeiteter Treppenlauf (Stufen und Geländer)
Aufdopplung der Stufen
Stark ausgetretene Stufen sollten unterfüttert werden. Das Aufkleben der Stufen kann auf die verschiedensten Arten erfolgen: Man verwendet Parkett- oder Montagekleber; sollten die entstehenden Hohlräume sehr groß sein, wird Montageschaum verwendet.
Verfasser: Wolfgang Diehl (2008)