Neue Sachlichkeit 1920-1933

Der Anfang des 20. Jh. war geprägt von guten theoretischen Ideen die nur selten zur Ausführung kamen. Der Grundgedanke der Jugendstilarchitekten betraf die Vereinfachung der Bauausführung, aber in der Regel blieb es bei diesen Gedanken. Meier-Grafe zog ein Fazit der Jugendstilbewegung mit den Worten: »Wir trugen zu viel Kunst in unseren an sich lebenswerten Gedanken hinein. Die Kunst sollte mit dem Leben verbunden werden. Wir erdachten alle mögliche Verbindungen, aber sie waren alle zu künstlerisch, desto weiter wich das Leben von unseren schönen Plänen zurück. « Schließlich bedeutet der Ausbruch des Weltkrieges das Ende des Jugendstils. Die bittere Realität, Blut und Not setzen sich über seinen Ästhetizismus hinweg.

Man kann den Jugendstil denn noch als Wegbereiter hin zur Neuen Sachlichkeit beschreiben und als eine Abkehr vom Historismus.

In der Baustilkunde von Wilfried Koch ist zu lesen: „Was dem Jugendstil nie gelungen ist, das gelingt den neuen Strömungen der Baukunst des 20. Jh; Ihr soziales Engagement führt sie tatsächlich an die Bedürfnisse und nach langen Anfangsschwierigkeiten- schließlich an das Verständnis des breiten Volkes. In der schmucklosen Geradlinigkeit, der überschaubaren und aufs Praktische gerichteten Organisation einer Arbeitersiedlung findet der Arbeiter Identifikation und Behagen; und wenn er sein eigenes Haus baut, so ist es meist wieder ein funktioneller Bau“.

Die Weimarer Republik, die sich 1920 gründete, schrieb sich ausdrücklich in ihre Verfassung, dass jeder Bürger das Recht auf eine gesunde Wohnung hat.

Nach Ende des Krieges, lähmten die hohen Reparationskosten und Inflation die Kommunen für die stetig wachsende Stadtbevölkerung in den Wohnungsbau zu investieren. Ab dem Jahren 1924-25 war es soweit, dass Wohnungsbauprogramme um gesetzt werden konnten.

Der neue Slogan der Architektur war die Sozialisierung der Massen. Eine Gleichheit erzeugen auch den Abbau gesellschaftlicher Unterschiede und somit Solidarität unter den Bewohnern zu entwickeln. „Die Wohnsiedlung unserer Tage wird“ -so Architekt Ernst May in Frankfurt a.M.- „ähnlich den Bienenwaben, die Summe gleicher Wohnungselemente ausmachen…Der neue Stil ist Ausdruck einer neuen tiefen Seelenwandlung. Er hat den neuen Menschen zur Voraussetzung, der entschlossen ist, das Alte, Erstarrte hinter sich zu lassen und mutig und hoffnungsfroh der jungen Schöpferkraft vertraut.“

In Frankfurt a.M. entstanden in fünf Jahren 23 Siedlungen mit rund 30.000 Wohnungen an den Stadträndern. Zu dieser Zeit, und auch mit Mays Namen verbunden kam die Bezeichnung Trabantenstadt auf. Die meisten Siedlungen wurden von dem Architekten und Stadtrat Ernst May und seinen Mitarbeiter geplant.

Wohnanlage, Frankfurt a.M. Heddernheim

Einer dieser Haustypen, die zwei Äußeren Haustüren sind für die Eg Wohnungen die Mittleren für die OG Wohnungen die Schmalen für den Keller.

Durch eine Typisierung in der Planung konnte eine industrielle Vorfertigung der Wandteile stattfinden. Einbauküchen die es zuvor nicht gab waren das große Erfolgserlebnis, genannt „Frankfurter Küche.“ Gerade Treppentypen kamen zum Einsatz in schlichter Ausführung. So war es auch mit Öfen, Möbeln und Beschlägen. Trotz starker Vereinfachung und billiger Materialien blieben die Mietpreise für die Arbeitnehmerschaft zu hoch. Die Hoffnung auf eine Solidarität und Gleichheit stiftende Architektur war gescheitert, der Traum vom besseren Leben blieb wieder mal unerfüllt. 1931 ging Ernst May enttäuscht in die Sowjetunion und später nach Afrika. 1950 kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete in verschiedenen Städten außer Frankfurt.

Ernst May, 1886 in Frankfurt/M. geboren – 1970 in Hamburg gestorben.

Wenn Kopfbauten entstanden wurden diese Gerundet und für gewerbliche Zwecke angeboten

Eckfenster waren ein geliebtes Motiv zu dieser Zeit

Eine Blockbebauung für junge Familien in Wien. Die viergeschossigen Gebäude sind in einem Karree gebaut. In der Mitte der Hofanlagen befindet sich ein Spielplatz so dass die Mütter ihre Kinder vom Küchenfenster aus im Blickfeld hatten.

Eine Wohnanlage in Wien

Auch bei dieser Anlagesind die Wohnzimmerfenster über Eckgebaut

Adolf Loos (1870-1933) war österreichischer Architekt, Architekturkritiker und Kulturpublizist.

Ein Zitat von Loos 1908:

„Das Ornament wird nicht nur von Verbrechern erzeugt, es begeht ein Verbrechen dadurch, dass es den Menschen schwer an der Gesundheit, am Nationalvermögen und also in seiner kulturellen Entwicklung schädigt“.