Gotik ~1235 – 1520

Kirchenbau

Das 12. und 13. Jahrhundert wurde geprägt von einem geistigen, theologischen, politischen, wirtschaftlichen und technischen Aufbruch.
Könige, Bischöfe, Adel, Ordensgemeinschaften und aufblühende Städte überboten sich mit prächtigen Gebäuden und Kirchen – eine „Demonstration der Macht“.
Schon etwa 100 Jahre zuvor entstanden in der Normandie und in der Île-de-France Kirchen in einer neuen Bautechnik. Wuchtige Sakralbauten (Gotteshäuser) im romanischen Baustil wurden abgelöst von fragil erscheinenden „Skeletten“ aus Pfeilern und Gewölberippenbögen in hohen Räumen. Großflächige Glasfenster wurden zu einem wesentlichen Gestaltungselement – die Strahlen der Sonne, das Licht Gottes sollte das Kircheninnere erfassen und erhellen.

Woher kam diese Veränderung des Baustils? Man könnte es umschreiben mit „Reisen bildet“, denn die neue Baukunst kam zum großen Teil aus dem Orient, Kreuzzügler brachten sie mit.
1095 rief Papst Urban II. zum ersten Kreuzzug auf, dem in den nächsten 175 Jahren noch sechs weitere folgten. Menschen aus dem Norden und Süden Frankreichs, Deutschland, Ungarn, Italien waren nach Konstantinopel unterwegs. Über den Bosporus ging es Richtung Morgenland – der Sonne entgegen – nach Jerusalem.

Es war kein Zufall, dass die frühesten gotischen Kirchenbauten in Frankreich entstanden, denn die Anführer des ersten Kreuzzuges waren Franzosen: Peter von Amiens, Balduin von Boulogne, Bohemund und Raimund von Toulouse. Menschen, die sich für die Bauweise der Moscheen und Minaretten interessierten, die offen waren gegenüber fremden Kulturen, die Kenntnisse in technischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Entwicklungen der Muslime erwerben wollten, brachten dieses Wissen mit in ihre Heimatländer.

Am Aachener Dom treffen die verschiedensten Stilepochen aufeinander. Der 16eckige karolingische Kernbau, die Gotische Chorhalle und der Vielgestaltige Kapellenkranz

Am Aachener Dom treffen die verschiedensten Stilepochen aufeinander. Der 16eckige karolingische Kernbau, die Gotische Chorhalle und der Vielgestaltige Kapellenkranz

Der Kapellenkranz am Aachener Dom mit seinen schlanken Säulen und den höchsten gotischen Fenster in Europa

Der Kapellenkranz am Aachener Dom mit seinen schlanken Säulen und den höchsten gotischen Fenster in Europa

Während der Kreuzzüge und der Belagerung verschiedener Städte in Palästina wurden in Petra, der Felsenstadt in Jordanien, zwei Burgen gebaut und verschiedene Garnisonen stationiert.
Auch heute noch kann man an den in Stein gehauenen assyrisch-persischen Grabtypen „Zinnenschmuck oder – reihen“ und sogen. „Treppchen“ sehen. Diese oder ähnliche Formen des Fassadenschmucks entstanden im 14. und 15. Jhd. auch in Europa, z.B. der Treppengiebel.
Die Spindeltreppe zum Lettner im Dom von Mainz wurde zwischen 1233-1239 von einem unbekannten Baumeister in einer perfekten Präzision errichtet. Mit der aufgelösten Außenwand, zum Belichten des Raumes und des sich daraus ergebenden Mauerabschlusses setzt der Baumeister die Stufenfaltung vom unteren und oberen Treppenlauf auf der Maueraußenseite fort. Auch diese Form der Stufenfaltung taucht hier das erste Mal in Deutschland auf. Durch gut platzierte Säulen auf der Stufenvorderkante werden die darüber liegenden Stufen abgetragen.

Treppenaufgang zum Lettner

Treppenaufgang zum Lettner

Treppenantritt

Treppenantritt

Dom von Naumburg, zwei Wendeltreppen am Westlettner

Die Anfänge in Spindeltreppenbau waren von der Geometrie ausgerichtet, die Stufenvorderkanten enden im Mittelpunkt der Säule. Die Stufenteilung auf 360 Grad wurde mit 12 – 13 Stufen angelegt, der maximale Wert um eine ausreichende Kopfhöhe noch zu erreichen.

Zwei Wendeltreppen am Westlettner

Zwei Wendeltreppen am Westlettner

Bauherr: vermutlich Heinrich v. Meißen
Baumeister: unbekannt Bauzeit: um 1250
Treppenschacht: Ø 143 cm
Anzahl der Stufen: 26
Laufbreite: 63 cm

Spindel: Ø 17 cm
Stufenaußenseite: 46 cm
Stufeninnenseite: 5 cm
Stufen auf 360°: 13
Kopfhöhe: 172 cm
Säulensockel: 20×20 cm

Treppeninnenansicht, die Stufen beider Treppen wurden in den 765 Jhren erheblich ausgetreten

Treppeninnenansicht, die Stufen beider Treppen wurden in den 765 Jahren erheblich ausgetreten

Säulenschaft: Ø 13cm
Turmtreppen

Turmtreppe im Freiburger Münster, Bauzeit 1250

Turmtreppe im Freiburger Münster, Bauzeit 1250

Etwa ab dem 14. Jhd. wurde die Stufenvorderkante mit der Spindel auf eine Maß gebracht. Zwischen Spindel und Stufe wurde eine Distanzkerbe eingefügt, in der Regel von 8 -10 cm. Dieser Teil wurde in die Stufe als Untertritt eingearbeitet. Diese Unterschneidung lief bis zum Wandanschluss auf Null aus.
Turmtreppe im Ulmer Münster, Übergang von der Spindel zur Hohlspindel. An die Stufen sind eine Distanzkerbe und ein Untertritt eingearbeitet. Bauzeit 1392 – 1405

Turmtreppe im Ulmer Münster, Übergang von der Spindel zur Hohlspindel. An den Stufen sind Distanzkerben und Untertritte eingearbeitet. Bauzeit 1392-1405

Turmtreppe im Ulmer Münster, Übergang von der Spindel zur Hohlspindel. An den Stufen sind Distanzkerben und Untertritte eingearbeitet. Bauzeit 1392-1405

Gestaffelte Wendeltreppe, Veitsdom, Praha / Prag, Tschechische Republik

Der Treppenaufgang befindet sich an der Hauptansicht (Südseite). Peter Parler, der Baumeister aus Schwäbisch Gmünd, schuf erstmals in der Baugeschichte eine dreifach versetzte (gestaffelte) Wendeltreppe. Mit dieser komplizierten Konstruktion und mit einem filigranen Gehäuse ist ihm eine Neuheit in der Architekturgeschichte geglückt.

Die Treppe befindet sich auf der Südseite

Die Treppe befindet sich auf der Südseite

Schema der gestaffelten Wendeltreppe Zeichnung : Friedrich Mielke

Schema der gestaffelten Wendeltreppe
Zeichnung : Friedrich Mielke

Bauherr: Kaiser Karl IV. (1316-1378)
Baumeister: Peter Parler (1330-1399)
Bauzeit: 1372
Gesamthöhe: ca. 20 m
Äußere Breite: 210 cm
Laufbreite: 63 cm
Stufenteilung: auf 360°, 23 Stufen

Strasbourg / Straßburg, Münster, Turmhelm

Durch die Vollkommenheit der Treppenstaffelung ist es dem Dombaumeister Ulrich von Ensingen, 1399 – 1419 gelungen den Turmhelm des Straßburger Münster in einer perfekten Form zu Erstellung. Er begann mit dem Bau des 8eckigen Nordturmes. Die Teilung des Helmes hat einen symbolischen Hintergrund. Die Zahl acht gilt als Zahl der Gottheit, deshalb sind im Helm acht steinerne Rippen die zur Spitze streben. Sie bilden das tragende Gerüst für je sechs gestaffelte Wendeltreppen. Die sechs ist ebenfalls eine heilige Zahl. Sie steht für die Vollkommenheit der Schöpfung. In sechs Tagen hat Gott die Welt geschaffen. 8 x 6 = 48 gestaffelte Wendeltreppen hatte Johannes Hültz angefertigt und in der Spitze noch 4 weitere Wendeltreppen hinzugefügt. Insgesamt formieren 52 Wendeltreppen den Helm des Straßburger Münsters. Es sind ebenso viele Treppen wie das Jahr Wochen hat.

 Turmhöhe 76 m, Turmhelm 38,26 m, Gesamthöhe 142 m

Turmhöhe 76 m,
Turmhelm 38,26 m, Gesamthöhe 142 m

Straßburger Münster, Grundriss Turmhelm

Straßburger Münster, Grundriss Turmhelm

Bauherr: Stadt Straßburg,
Stiftung Unserer Lieben Frauen
Baumeister: Johannes Hültz (gest. 1449)
Bauzeit: 1419 – 1439
Höhe: 38,20 m
Laufbreite: 39,7 cm
Stufenauftritt: innen 4,2 cm, Außen 22 cm
Steigung: 24,5 cm
8 x 6 = 48 gestaffelte Wendeltreppen + 4 Wendeltreppen die zum Helm führen
Literatur: Die Geschichte der Deutschen Treppen, Friedrich Mielke, Berlin München 1966

 

Treppen in Burgen

Die Burg war ein wehrhafter Bau, bzw. ein verteidigungsfähiger Wohnsitz des Adels. Bereits im 8. Jhd. und 9. Jhd. begannen Könige sich solche Wehrbauten zu errichten, die sie mit Rittern besetzten, die dem Landesherrn unterstanden. Im 10. – 12. Jhd. hatte sich auch der niedere Adel, wie Herzöge, Markgrafen und Grafen, Burgen diese Bauweise zu Eigen gemacht, es war ein fast uneinnehmbares Verteidigunggebilde. Im ehemaligen deutschen Sprachraum wurden bis zum 14. Jhd. ca. 40.000 Burgen angelegt. Die dichteste Ansiedelung war in Böhmen. Seit dem Ende des 14. Jhd. führte die Verfeinerung der Feuerwaffen zu Neuerungen im Burgenbau.
Bald danach hatte die Burg ihren Wert als sichere Zuflucht verlor und wurde als Wohnsitz aufgegeben, ein Verfall war nicht aufzuhalten. Spätestens nach dem 30jährigen Krieg kapitulierten die Letztverbliebenen. Mancherorts entwickelte sich schon im Mittelalter die Überlegung, die Gebäude zum Schloss umzuwandeln.
Den Kern der Burg bildete ein starker Turm, auch Bergfried genannt, auf dem ein Türmer Ausschau hielt. Wenn freundschaftliche oder feindliche Besucher im Anmarsch waren, kündigte er diese mit seinem Horn an. Des Weiteren war der Turm im Notfall die letzte Zufluchtsstätte. Über dem türlosen Untergeschoss, das als Burgverlies (Gefängnis) diente, befindet sich im 1. Obergeschoss eine kleine Öffnung, die durch eine Leiter erreichbar war. Beeinflusst durch Kreuzzüge aus Byzanz und dem Orient wurden die Anlagen von einer Ringmauer umschlossen.

Höhenburg, Ronneburg Hessen Bauzeit 13.Jhd. ( wurde in den letzen Jahrzenten restauriert)

Höhenburg, Ronneburg Hessen Bauzeit 13.Jhd.    (wurde in den letzen Jahrzenten restauriert)

rechtsgewendelte Spindeltreppe

rechtsgewendelte Spindeltreppe

Die Treppen in den Burgen waren rechts gewendelt, da der Angreifer von unten kommend als Rechtshänder mit seinem Schwert durch die Spindel behindert wurde, im Gegensatz zum Verteidiger der mit genügend Raumfreiheit sein Schwert führen konnte.

Der Reichsritter und Humanist Ulrich von Hutten (1488 – 1523) schildert sein Ritterleben:

»Die Burg, ob sie auf dem Berg oder in der Ebene liegt, ist nicht als angenehmer Aufenthalt, sondern als Festung gebaut. Sie ist von Mauer und Gräben umgeben, innen ist sie eng und durch Stallungen für Vieh und Pferde zusammengedrängt. Überall stinkt es nach Schießpulver; und dann die Hunde und ihr Dreck,
auch das ‒ ich muss schon sagen ‒ ein lieblicher Duft! Man hört das Blöken der Schafe, das Brüllen der Rinder, das Bellen der Hunde. Der ganze Tag bringt vom Morgen an Sorge und Plage, ständige Unruhe und dauernden Betrieb. Äcker müssen gepflügt und umgegraben werden, Weinberge müssen bestellt, Bäume gepflanzt, Wiesen bewässert werden; man muss eggen, säen, düngen, mähen, dreschen; jetzt steht die Ernte bevor, jetzt die Weinlese. Wenn aber ein schlechtes Ertragsjahr kommt, wie in dieser mageren Gegend meistens, dann haben wir fürchterliche Not und Armut.«
.

Innenhof der Ronneburg in Hessen

Innenhof der Ronneburg in Hessen

Wasserburg Trakai, Litauen

Wasserburg Trakai, Bauzeit 1360 Litauen nähe Vilnius, (im 20. Jhd. restauriert)

Wasserburg Trakai, Bauzeit 1360 Litauen nähe Vilnius, (im 20. Jhd. restauriert)

Burg Trakai: die Stufen der Spindeltreppe sind mit Backsteinen gewölbeartig hergestellt

Burg Trakai: die Stufen der Spindeltreppe sind mit Backsteinen gewölbeartig hergestellt

Burg Trakai: die Treppe im Bergfreid rechts gewendellt. Wegen der großen Zahl der Besucher sind die Stufen mit Holz belegt

Burg Trakai: Treppe im Bergfried rechts gewendellt. Wegen der großen Zahl der Besucher sind die Stufen mit Holz belegt

Treppenschacht : 176 cm Ø
Stufenaußenseite: 40 cm
Steigung : ~20,5 cm
Laufbreite: 82 cm
Stufenteilung auf 360°: 15 Stufen
Literatur: Brockhaus AG, 2008

 

Backsteingotik, Treppen in Profanbauten

Mit Spitzbögenblenden und mit Maßwerk geschmückte Schaugiebeln, reicher Gliederung der Fassaden und Flächen und mit dem Einsatz von farbig glasierten Ziegeln und Formsteinen entwickelte sich in Norddeutschland und im gesamten Ostseeraum ein eigener Baustil – die Backsteingotik.
Von den Niederlande bis Livland (Estland) entstand eine Fülle von Backsteinbauten wie Kirchen, Burgen, Schlösser, Rathäuser und Stadttore.
Bauten aus handgeformten, luftgetrockneten Lehmziegeln werden schon mehr als Zehntausendjahren (seitdem die Menschen sesshaft wurden) gefertigt. Bekannt ist, dass in Kleinasien, Mesopotamien und Ägypten mit solchen Steinen gebaut wurde. Durch das Brennen der Steine, wie es in Mesopotamien der Fall war, konnte dauerhaftere Bauwerke errichtet werden.

Das Rathaus ist das Wahrzeichen der Hansestadt Stralsund. 1250 begonnen mit der Schaufasade um 1340 fast fertiggestellt. Diese Art von Fassaden sind im Ostsee - Bereich öfters zu sehen

Das Rathaus ist das Wahrzeichen der Hansestadt Stralsund. 1250 begonnen mit der Schaufasade um 1340 fast fertiggestellt. Diese Art von Fassaden sind im Ostsee – Bereich öfters zu sehen

Das Lübecker Stadttor,

auch „Holstentor“ genannt, ist das bedeutendste Stadttor Deutschlands und auch als Wahrzeichen Lübecks bekannt. Lübeck war eine mittelalterliche Handelsmetropole und neben Köln die größte Stadt Deutschlands.
1464 begann der Ratsbaumeister Hinrich Helmstede mit dem Bau und vollendete es 1478. Schon vor Baubeginn wurde der Boden, bestehend aus Moor und Torf, sieben Meter hoch aufgeschütteten. Währen der Bauzeit erwies sich der morastige Untergrund als instabil. Der Südturm senkte sich und schon beim Weiterbau wurde versucht, einen Ausgleich für die Neigung zu schaffen. In späteren Jahrhunderten gab es immer wieder Pläne das Tor abzureißen, da ständig an der Stabilität der Türme nachgebessert werden musste. Durch Sanierungsversuche mit Zuganker, Stahlbeton und Eisenringen gelang es 1933 das Holstentor weitgehendst zu stabilisieren.
Zwei Spindeltreppen winden sich aufwärts, und zwar jeweils zwischen dem Mittelbau und dem angrenzenden Turm.

Das Holstentor war auf der 50 DM Banknote, auf der 2-Euro- Münze sowie auf Briefmarken abgebildet

Das Holstentor war auf der 50 DM Banknote, auf der 2-Euro- Münze sowie auf Briefmarken abgebildet

 

 

 

Unteransicht der Spindeltreppe

Unteransicht der Spindeltreppe, das Tau dient als Handlauf

Laufbreite ca. 100 cm, Steigung ca. 17,5 cm, Auftritt Wand ca. 40 cm, Auftritt Säule ca. 10 cm

Laufbreite ca. 100 cm, Steigung ca. 17,5 cm, Auftritt Wand ca. 40 cm, Auftritt Säule ca. 10 cm

Spindeltreppen bestehen aus einer gemauerten Säule mit gerundeten Formsteinen im Mittelpunkt. Ein steigendes Tonnengewölbe aus Backsteinen in der Untersicht tragen die Stufen.
Literatur: Wikipedia

 

Festungsanlagen England

Walmer Castle, ehemalige Küstenbefestigung in der Grafschaft Kent, Süd-Ost England.
Heinrich VIII ließ 1539/40 an der Küste entlang 20 solcher Anlagen bauen, die zur Abwehr französischer oder auch spanischer Invasionen dienten. Diese Festungsanlagen kamen nie zum Einsatz, nur im englischen Bürgerkrieg 1648 dienten sie den oppositionellen Royalisten für kurze Zeit als Unterschlupf.
Die Holzspindeltreppe steht im Zentrum der Wehranlage.
Die Treppen bestehen aus einer runden Spindel, die Stufen sind den Steinspindeltreppen nachempfunden. Diese bestenden aus einem Block, d.h. die Höhe der Stufe ist auch die Steigung. Die Unterseite ist in der Schräge der Steigung angepasst. Die Stufe findet mit einem Zapfen in der Säule Halt, auf der Außenseite ist das Holz im Mauerwerk aufgelegt.

Spindeltreppe mit Keilstufen

Spindeltreppe mit Keilstufen

Grundriss der Wehranlage Walmer Castle

Grundriss der Wehranlage Walmer Castle

Deal Castle,

gilt als größte und am besten erhaltene Küstenbefestigung Sie liegt mitten in der Stadt Deal und nur ca. zwei Kilometer von Walmer Castle entfernt.

Doppelwendeltreppen gibt es schon seit dem 12. Jhd. z.B. Mosul Irak Große Moschee, Minarett. Möglicherweise ist dieser Treppentyp durch „bauinteressierte“ Kreuzfahrer nach Europa gelangt.

Zweiläufige Spindeltreppe

Zweiläufige Spindeltreppe

Zeichnung: Falk Krebs Darmstadt

Zeichnung: Falk Krebs Darmstadt

Grundriss der Wehranlage Deal Castle

Grundriss der Wehranlage Deal Castle

Die hölzerne zweiläufige Spindeltreppe auch monozentrische Spindeltreppe genannt steht auch im Zentrum der Wehranlage. Zwei Flure führen zum Treppenaufgang, so dass Soldaten von 2 Seiten die Treppe besteigen könnten.
Turm zylindrisch: Ø 330 cm
Spindel: Ø 28 cm
Laufbreite: 151 cm
Material: Eichenholz
Stufenform: Keilstufen
Auftritt Außen: 30 cm
Steigung: 24 cm

 

Zwillingswendeltreppe,Grazer Burg, Österreich

Um 1500 baute ein namentlich nicht bekannter Meister eine neuartige Wendeltreppe. Die Treppe besteht aus zwei Läufe die nebeneinander aufsteigen und sich an den Berührungspunkten immer wieder verbinden. Aus diesem Grund wird sie Zwillingswendeltreppe genannt, da jeder der beiden Läufe ein eigenes Zentrum mit geschlossener Wendelung hat, und sich dennoch beide Aufgänge spiegelbildlich genau entsprechen. Während sich im unteren Geschoß beide Läufe um je eine massive Spindel wendeln, werden diese in beiden oberen Geschossen zu Hohlspindeln, und die Stufenfolge, die jeweils zur Hälfte in der Außenwand Halt findet, trägt sich im Mittelstück, dort wo sich beide Läufe vereinigen, völlig frei.

Der Zusammenschluss der beiden Treppen (auch Kussstufen genannt

Der Zusammenschluss der beiden Treppen (auch Kussstufen genannt)

Der Übergang im 1. OG. von der Spindel zur Hohlspindel

Der Übergang im 1. OG. von der Spindel zur Hohlspindel

Bauherr: Kaiser Maximilian I. (1459 – 1519)
Bauzeit: 1499-1500
Material: Aframer Stein
Höhe: 1155 cm
Laufbreite: 122 – 137 cm
Stufen: 50 Steigungen 22,4 cm im Mittel
Auftritt innen 10 cm Außen 60 cm
Auge: 22 cm im 1.Obergeschoß

 

Kragstufentreppen

Wolframs-Eschenbach, Bayern, Vorwerk des Oberen Tors

Um den Laufgang der Stadtbefestigung zu erreichen, veranlassten die Planer an der Stadtmauer Steine „auskragen“ zu lassen, so dass eine Treppe entstand. Dieser Treppentyp ist vielerorts zu sehen.

Wolframs-Eschenbach, Vorwerk des Oberen Tors (1463)

Wolframs-Eschenbach, Vorwerk des Oberen Tors (1463)

Die Trittstufenblöcke sind bis zur Hälfte gestützt

Die Trittstufenblöcke sind bis zur Hälfte gestützt

An dem Stufenabrieb ist zu erkennen, dass die Stufen wechselseitig ausgetreten sind, d. h. dass in der Regel mit dem linken Fuß die Treppe betreten wurde und am Austritt mit dem rechten

An dem Stufenabrieb ist zu erkennen, dass die Stufen wechselseitig ausgetreten sind, d. h. das in der Regel mit dem linken Fuß die Treppe betreten wurde und am Austritt mit dem rechten

Bauzeit: 1463
Stufen: 19 die ersten drei Stufen wurden entfernt
Steigungsverhältnis: 22-25 / 24-29 cm
Laufbreit: 67-79 cm
Material: Sandstein
Vor 550 Jahre war ein Geländer nicht üblich, die Menschen hatten zu dieser Zeit noch ein natürliches Gefühl für Sicherheit.

Dom von Regensburg, Bayern

Die zur Hälfte auskragenden Stufen bieten noch zwei weitere bauliche Besonderheiten. Schon seit der Antike und im Mittelalter ist das symmetrische Treppengebilde ein immer wiederkehrendes Motiv und findet stets neue Verwendung. Eine weitere Besonderheit stellt die Faltung an den stirnseitigen Tritt- und Setzstufen dar, die sich auch im Handlauf wiederholt. Diese Formgebung, die im Mainzer Dom 90 Jahre früher erstmalig in Mitteleuropa auftauchte, findet an vielen Bauteilen eine Verwendung.

Querschiff, Südwand mit Portal und Laufgang, Bauzeit 1325

Querschiff, Südwand mit Portal und Laufgang, Bauzeit 1325

 

Reittreppe (Reitrampe)

Der Unterschied zwischen einer Reittreppe und Reitrampe besteht darin, dass die Treppe eine Setzstufe aufweist, z.B. ein vertikales Holz/Stein an der Stufenvorderkante.
Es gibt drei Notwendigkeiten eine Reittreppe oder Reitrampe anzulegen.

Weissenburg in Bayern, Wülzburg, Reitrampe, Bauzeit 1588-1596, Steigung 14 cm, Auftritt 50 cm, Laufbreite 305 cm

Weissenburg in Bayern, Wülzburg, Reitrampe, Bauzeit 1588-1596, Steigung 14 cm, Auftritt 50 cm, Laufbreite 305 cm

 

 

Prag, Hradschin, Reittreppe Bauzeit 1500, 8 Stufen 6-8 cm Steigung, Auftritt 105 cm, Laufbreite 353,

Prag, Hradschin, Reittreppe Bauzeit 1500, 8 Stufen 6-8 cm Steigung, Auftritt 105 cm, Laufbreite 353 cm Bauzeit 1500

Erstens: sollten Festlichkeiten anstehen und ebenerdig kein Platz für Gastpferde vorhanden sein, so war es Aufgabe der Stallburschen die Pferde in Empfang zu nehmen und sie am Zügel in das freie obere Stockwerk zu führen.
Zweitens: diese Art von Treppe wurde gebaut, als der Adel seine Burgen durch Schlösser ersetzte. Zu dieser Zeit war es üblich, den Fest- und Versammlungssaal und die Halle stets ins obere Stockwerk zu legen. Das Verlangen nach Bequemlichkeit stand im Vordergrund. Den Gästen wollte man das mühevolle Treppensteigen nicht zumuten. Es war nun ein Leichtes, eine flache Treppe zu bauen, so dass der Ritter, getragen durch sein Pferd, den Festsaal erreichen konnte. (Danach war es die Aufgabe der Stallburschen die Pferde weiter zu versorgen).
Drittens: es ist bekannt, dass auf dem Hradschin in Prag König Wladislaw II. ein baufreudiger Herr war. 1500 ließ er den größten weltlichen Saal der deutschen Spätgotik bauen in dem Turniere und Ritterspiele stattfanden. Zu diesem Saal führt vermutlich die erste Reittreppe. Im 16. Jhd. waren 14 Anlagen bekannt, wobei in Prag die erste und in Weissenburg die letzte Treppe gebaut wurde. Die Anlagen unterscheiden sich dadurch, dass bei einer Treppe die Vorderkante eine relativ lange Setzstufe ist und bei der Rampe Backsteine hochkant gestellt wurden.

Setzstufen: Holz Trittstufen: Backstein

Setzstufen: Holz Trittstufen: Backstein

Musei del Castello Sforzesco, Mailand
Die Reittreppe ist zweiläufig mit zwei Eckpodesten und einer Differenzstufe.
Treppenbreite: 230 cm
1.Lauf: 27 Stufen,
2. Lauf: 34 Stufen.
Steigungsverhältnis: 12/48 cm
Die Neigung in der Stufe beträgt 2,5 cm
Setzstufe: Holz
Trittstufen: Backstein

 

Keilstufentreppen

Der fast 600 Jahre alte Turm Ziert die moderne Stadt Frankfurt a.M.

Der fast 600 Jahre alte Turm Ziert die moderne Stadt Frankfurt a.M.

Die Treppe im Eschenheimer Turm von Frankfurt a.M. stammt aus der Entstehungszeit des Turmes

Die Treppe im Eschenheimer Turm von Frankfurt a.M. stammt aus der Entstehungszeit des Turmes

Die Stufen 3-4-5 stammen aus dem Bestand

Die Stufen 3-4-5 stammen aus dem Bestand diese waren zuviel ausgetreten. In diesem Raum finden öffters Veranstaltungen statt

Bauherr: Freie Reichsstadt Frankfurt Main
Baumeister: Madern Gerthner
Bauzeit: 1426-28
Geschoßhöhe: 330 cm
Steigungen: 17
Treppenbreite: 82 cm
Holme: 24 cm breit, 12 cm dick
Holzart: Lärchenholz
Stufen: 6 Stufen sind neu
Holzart: Eichenholz
Steigungsverhältnis: 19.4 cm x 22 cm
Die Stufen haben eine Auftrittsfläche von 20,5 cm. Nimmt man die Schräge der Auflagerfläche, so steht diese im rechten Winkel zur Stufenvorderkante. Der senkrechte Stufenquerschnitt beträgt 14,5 cm. Die Befestigung erfolgte durch Holznägel. Das Geländer wurde Anfang des letzten Jahrhunderts hergestellt.

Durch den hohen Holzanteil war es nur den vermögenden Bauherrn vorbehalten sich diese Treppenart zu leisten. Sie besteht aus zwei Balken als tragenden Holmen, auf die keilförmig ausgeschnittene oder zugehauene Stufen aufgedübelt sind.
Bei Nepal fand man die ersten Holztreppen dieser Art, sie stammten aus dem Beginn unserer Zeitrechnung.
Die Keilstufentreppe im Eschenheimer Turm Frankfurt am Main.
Geradarmige Treppe mit Eckpodest und zwei vorgelegten Stufen. Die Treppe steht über der Turmstube.

Einhardtsbasilika, Michelstadt im Odenwald

Zwischen den Jahren 824 – 827 n. Chr. baute Einhard, ein Ratgeber Karls d. Großen, eine Wallfahrtskirche im Stil einer Basilika. Hier sollten die Reliquien der Heiligen Petrus und Marcellinus eine Ruhestätte finden, wurden aber Jahre später in das heutige Seligenstadt überführt.
Die karolingische Kirche ist eine von wenigen erhalten gebliebenen Bauwerke aus dieser Zeit.
Zur Zeit des Baues der Keilstufentreppe war das Gebäude ein Kloster.

Die fast 1200 Jahre alte Einhardtsbasilika

Die fast 1200 Jahre alte Einhardtsbasilika

In die Stufenvorderseite ist ein kleines Profil angearbeitet

In die Stufenvorderseite ist ein kleines Profil angearbeitet

Die Treppe führte zu dem Spitalraum.
Bauzeit: Anfang 16. Jhd.
Steigungen: 19
Laufbreite: 76 cm

Die Menschen zu dieser Zeit mußten gut zu Fuß sein, um solche Treppen überwinden zu können

Die Menschen zu dieser Zeit mußten gut zu Fuß sein, um solche Treppen überwinden zu können

Steigungsverhältnis: 18,5 / 15 cm
Material: Fichtenholz
Holme: 20 cm breit,16 cm dick
Befestigung: Stufen/ Holme Holznägel

Die ehemals Ordensburg, in Marienburg, 60 km südöstlich von Danzig, war von 1309 – 1454 der Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens. Die weiträumige Burganlage ist der größte Backsteinbau Europas. Seit 1997 zählt die Marienburg zum Weltkulturerbe der UNESCO

Der Untertritt befindet sich nur im Steigebereich

Der Untertritt befindet sich nur im Steigebereich

An der einläufige Blockstufen-Außentreppe sind in die Blöcke Untertritte ausgearbeitet worden.
Ehemals Hermannstadt, Rumänien, jetzt Sibiu
Eine recht einfache Blockstufentreppe in einem Bauernhaus führt vom Obergeschoß zum Dachraum.
Material: Kieferholz
Stufen: 11
Steigung: 21,3 cm
Auftritt: 24,8 cm
Literatur:
Treppen der Welt, Scalalogia Band XX Friedrich Mielke 2011
Geschichte der Deutschen Treppen, Friedrich Mielke Berlin – München 1966
Treppen der Gotik und Renaissance, Scalalogia Band IX Friedrich Mielke Fulda 1999
Handbuch der Treppenkunde, Friedrich Mielke Hannover 1993

Verfasser: Wolfgang Diehl 2015