Geländertragende Treppen

Bei dieser Treppenart werden die Stufen an den Handlauf ge­hängt. Im Handlauf werden die Geländerstäbe be­festigt, zur jeweiligen Stufen­vorderkante geführt und weiter durch Distanzhülsen zur Hinter­kante der darunterlie­genden Stufe fortgeführt. Der Handlauf wiederum muss am An- und Austritt eines jeden Laufes durch einen Pfosten getragen werden. Grund­sätzlich unter­liegt diese Art von Treppe einer bauaufsichtlichen Zulassung.

Geländerstäbe

Die Befestigung der Stäbe in dem Handlauf muss sorgfältig vorgenommen werden, so dass sie einer ingenieurmäßi­gen Prüfung standhält. Dieses kann mit Schrauben erfolgen, die ein starkes Holzschraubenge­winde haben, z.B.: eine Rampa Muffe, oder eine Ge­winde­muffe, die eingeleimt wird.

Die Distanzhülse zwischen den Stufen ist in der Regel die Fort­führung des Geländersta­bes. Auf der Unterseite der un­teren Stufe sitzt die Konter­mutter, die das ge­samte Trag­werk verspannt.

Wandseitig können die Stufen durch eine Holzwange, Stahlun­terkonstruktion oder Bolzen getra­gen werden, die eine Ausführungsart mit unkomplizierter Lastabtra­gung ist. Werden die Stufen mit Bolzen in der Stirnseite einge­bohrt und mit Gummi oder Kunststoff ummantelt in das Mauerwerk ein­gelassen, be­darf das einer gewis­senhaften Ausführung.

Dieser Wandbolzen kann ein zuge­lassenes System sein. Es kann aber auch ein Stahl- oder Edel­stahlrohr, ca. 18 x 2 mm dick und ca. 18 cm lang sein, das in die Stirnseite der Stufen einge­bohrt und mit ihr verklebt wird. Ein zusätzlicher Metall­ring, von ca. 30 mm Durchmesser, der den Bolzen einfasst, trägt zur Stabilität bei. Wandseitig sollten die Bolzen wegen der Schallüber­tra­gung, die mit 30 Kontaktpunkten problematisch ist, mit einer Gummihülse oder einem Schlauch ummantelt werden. Auf einen strammen Sitz dieses Ankers muss geachtet werden.

Geländerstäbe aus Stahl

Geländerstäbe aus Stahl

 Geländerstäbe aus Stahl

1-gelaender

Ein Gewindestab M10 wird von der unteren Stufe durch die Dis­tanz­hülse der Stufenvorder­kante und den Geländerstab in den Handlauf geführt. Mit der Rampa Muffe im Handlauf und einer Kontermutter können die Stufen mit dem Hand­lauf ver­spannt werden. Unterleg­schei­ben verhindern das Eindrücken der Stahlrohre in das Holz

2-variante

Die  2. Variante ist die Ver­wendung von Stahlrohren als Geländerstäbe und Distanzhül­sen. Diese haben eine Dicke von 12 mm. In die Enden der Teile werden Gewinde einge­schnitten. Um ein ordentliches Gewinde zu erhalten, muss das zu schneidende Material 80 Prozent vom Durchmesser der Schraube haben. Das bedeutet für ein 10er Gewinde wird ein 8 mm starkes Loch benötigt. An der Stockschraube im Hand­lauf, die in der Werkstatt einge­schraubt wird, kann die Justie­rung der Stufen durch das me­trische Gewinde relativ einfach vorgenommen werden. Mit ei­ner Hut- oder Flachkopfmutter auf der Unterseite kann das gesamte Tragwerk gespannt werden. Nicht zu vergessen sind die Unterlegscheiben zwi­schen Metallstab und Holz.

Geländerstäbe aus Holz.

3-gelaendert

  1. Der Holzstab besteht aus zwei Teilen mit je einer Nut, so dass ein Gewindestab mit 10 mm Stärke durchgeführt werden kann. Die beiden Leisten wer­den miteinander verleimt und rund ge­fräst oder gedrechselt. Der Dis­tanzstab hat in der Re­gel eine Länge von 13-15 cm, hier ist das Einbohren ein­facher. Natürlich ist dies auch mit Rechteck- oder Quadratstä­ben möglich. Das Ein­lassen in den Stufen ist nicht un­bedingt notwendig. Allerdings sollten die Stäbe im Handlauf rund ab­gedreht oder eingestemmt wer­den, damit ein Verschieben un­möglich wird. Mit der Rampa Muffe im Handlauf und der Mutter in der unteren Stufe wird das Tra­gewerk wie beim ­ Ge­windestab gespannt und ge­kontert.

4-gelaendert

  1. Bei der Verbindung der Holz­stäbe mit Schrauben können vorgefertigte Rundstäbe (nur Hart­holz) verwendet werden. Die Schwierigkeit dieser Ver­bindung besteht darin, dass eine Holz­schraube in Hirnholz als tragendes Element wirken soll. In der DIN 1052 (Berech­nungen für Verbindungen im Holzbau), ist für diesen Fall keine Grundlage vorhanden. Das heisst, nur durch Einzel­nach­weis kann eine Zulassung erwirkt werden. Die vorgebohr­ten Löcher in den Stäben sollen etwa 2/10tel größer sein als die “Seele” der Schraube, so dass ein Einschnei­den des Gewin­des in das Holz gewährleistet ist. Zwischen Handlauf und Stab kann eine Stockschraube die Verbindung übernehmen.

5-gelaender

  1. Eine weitere Variante von Holz­stäben ergibt sich aus einem Anschluss durch einge­schraubte Stockschrauben mit angeschweißten Gewindehül­sen. Etwas Kleber beim Einset­zen der Schrauben dient zur besseren Haftung. Mit einem Stufenbohrer kann ein opti­males Loch gebohrt werden. Die Ver­bindung von Handlauf und Stab wird mit einer Stock­schraube vor­genommen. In diesem Fall wird das Holzge­winde zuerst in den Handlauf gedreht. Mit dem metrischen Gewinde kann pro­blemlos die Höhe justiert werden. Auch diese Konstruktion bedarf der Zulassung und ist eine Verbin­dung für routinierte Treppen­bauer, die Spaß an ingenieur­mäßigen Verbindungen finden.

Geländertragende Treppe mit breiten Untergurt

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Eine Treppe von Willibald Mannes, Oberkochen, aus den 1970er Jahren. Die Stufen hängen an verchromten Stahlstäbe, an deren Enden  Gewinde eingeschnitten sind, so dass diese mit Schrauben verspannt werden konnten.

Geländerstäbe aus Polycarbonat

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Eine Treppe der Firma Weiß aus Fernwald die sich auf Geländer tragende Treppen spezialisiert hat. In diesen Fall bestehen die Geländerstäbe aus Polycarbonat und die Stufen sind mit Bolzen in der Wand befestigt.

Geländerstäbe aus Holz

Holzart: Kanad. Ahorn, Wangen- Stufen- Handlaufdicke 4 cm, Geländerstäbe 26 mm dick

Holzart: Kanad. Ahorn, Wangen- Stufen- Handlaufdicke 4 cm, Geländerstäbe 26 mm dick

Enge Verhältnisse zwingen den Planer zu leicht und transparent wirkenden Konstruktionen. Für diesen Fall bieten sich Geländer tragende Treppen an. Da es sich um ein Mietobjekt handelt, steht die schnörkellose, kostenbewusste Zweckmäßigkeit im Vordergrund. Die Wandwange in den die Stufen eingefasst sind hat den Vorteil, dass beim Reinigen der Stufe mit einem feuchten Putzlappen die Wand nicht verschmutzt wird.

Geländerstäbe aus Stahl

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Eine Treppe aus „Treppen in Holz“ Bruderverlag 1965, in der Bildunterschrift ist zu lesen; Der kräftige Handlauf übernimmt hier zugleich die Funktion der Wange. Die Trittstufen hängen ab der 6. Stufe am Handlauf. Von der Wand etwas abgesetzt ruhen die Trittstufen auf Stahlwinkel, die durch angeschweißte Rundstähle in der Wand verankert sind.

Treppenbauer Adolf Bucher

Der Treppenbauer Adolf  Bucher hatte im Jahre 1964 einen Großauftrag von 70 Treppenanlagen für eine Wohnungsbaugesellschaft in Stuttgart erhalten, mit der Auflage, die Treppen nach Planvorgaben zu vorzufertigen und auf Abruf einzubauen. Um Maßtoleranzen zu umgehen entwickelte er einen Treppentyp, mit der er in der Höhe, sowie in der Breite Maßtoleranzen überbrücken kann. Mit dem Geländer tragenden Treppen Typ war es ihm gelungen diesen Auftrag auszuführen. Heute bauen über 80 Treppenmeister-Partner diesen Treppentyp.

Geländertragende Bohlen

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Eine Treppe von Willibald Mannes, veröffentlicht  in „Gestalteten Treppen“ Stuttgart 1978. Bei dieser Treppe über nehmen die Geländerbohlen die Tragendefunktion auf der Freiseite. Die Geländerbohlen  sind immer in zwei Stufen eingestemmt und im oberen Bereich mit einem Bolzen verbunden.

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Geländertragende Bohlen mit Lichtöffnungen

Material: gebeiztes Eschenholz, Bauzeit 1980, Frankental Rheinland-Pfalz

Eschenholz gebeizt, Bauzeit 1980, Frankental Rheinland-Pfalz

Der Treppendurchmesser von 2,20 m erlaubt ein bequemes Steigungsverhältnis von 19/25 cm. Die Spindel mit einem Durchmesser von 21 cm hat einen Stahlkern, über den die Stufen und Distanzringe »aufgefädelt« und verspannt werden. Die Last wird bei dieser Konstruktion von Stufe zu Stufe über die Geländerelemente abgetragen. Sie sind durch eingeklinkten Stufen und mit 20 mm dicken Messingrohren miteinander verbunden und stabilisieren sich so gegenseitig. Die Geländerfüllung bildet 6 mm dickes rauchfarbenes Sekuritglas. Das Material besteht aus Eschenholz mit einer Nußbaumfarbe getönt und Versiegelt mit einem DD-Lack.

Abwicklung Geländeransicht

Abwicklung Geländeransicht

 

Literatur:

Gestaltete Treppen, Willibald Mannes, Stuttgart 1975

Aktuelle Holztreppen, Wolfgang Diehl, Karlsruhe 1988

Scala – Moderner Treppenbau, Wolfgang Diehl, Karlsruhe 2002

 

Verfasser: Wolfgang Diehl 2016